Die Kreisleriana, zu der Schumann sich durch die skurrile Figur des Kapellmeisters Kreisler von E.T.A. Hoffmann inspirieren ließ [… ] eröffnet dieses Programm der Pianistin Jimin Oh-Havenith bei Audite. Schumanns Opus 16 wird von ihr kontrastreich zwischen virtuoser Verspieltheit und größter Zärtlichkeit in seine Zweigleisigkeit gebracht. Allerdings macht die Interpretin keine psychoanalytische Studie daraus, sie übertreibt die Dramatik ebenso wenig wie die Poesie. So bleibt der Kern der Komposition erhalten.
In der Humoreske stellt Jimin Oh-Havenith die wechselnden Stimmungen dieses Werkes des jungen Schumanns sehr detailliert dar. Sie überzeugt durch ein poetisches, aber gleichzeitig auch spontanes Spiel, das ein natürliches Verhältnis zu Schumanns Musik deutlich macht. Mit feinem Anschlag, kluger Phrasierung und viel Sensibilität geht sie diese vielschichtige Musik an, die nicht nur in ihrer ganzen Komplexität ausgelotet, sondern auch brillant und spannend kontrastreich gespielt wird.
Die melodische Zärtlichkeit wird dabei nie von Melancholie verschleiert, die dramatische Kraft der schnelleren Passagen zerstört nie die bewegende Atmosphäre, die von den langsamen Teilen geschaffen wird. Vielleicht ist es gerade diese gute Mischung aus Strenge und Poesie, die dieser Interpretation einen so überzeugenden Charakter verleiht. (Remy Franck | pizzicato| 3.11.2023)