Jimin Oh-Havenith - Schumann: For Clara

Wilfried Schäper, Bremen 2, Klassikwelt, 05.03.2023

Eine tolle Pianistin, eine Musikerin mit viel Gespür und Erfahrung

Bremen Zwei mit der Klassikwelt am Sonntag. Die Pianistin Jimin Oh-Havenith hat eine ungewöhnliche Karriere gemacht. In ihrer Heimat Südkorea war sie ein Wunderkind am Klavier, dann hat sie lange im Klavierduo mit ihrem 1993 verstorbenen Mann Raymund Havenith gespielt. Nach einer langen Pause aus familiären Gründen ist Jimin Oh-Havenith seit 10 Jahren wieder als Konzert-Solistin und auch im Studio aktiv. Ihr neues Album hat den Titel „For Clara“ – darauf spielt sie 2 Stücke von Robert Schumann, 2 klingende Liebeserklärungen an seine spätere Frau Clara Wieck. Schumanns C-Dur-Fantasie op. 17 gehört zu den meistgespielten Klavierstücken der Romantik. Weniger bekannt ist seine erste Klaviersonate in fis-moll op. 11. Die ist ein Stück mit geradezu „himmlischen Längen“. Ziemlich genau 40 Minuten dauert die Sonate – mehr als viele ausgewachsene Sinfonien. So ein Riesenstück musikalisch und formal zu gestalten, ist eine echte Herausforderung. Jimin Oh-Havenith ist in Schumanns Musik aber hörbar zu Hause. Sie kennt seine Leidenschaften und auch seine Abgründe. Die grandiose Einleitung des ersten Satzes spielt sie mit gläserner Klarheit und mit einer passionierten Düsterkeit. Dann wird die Musik lebendiger, und Jimin Oh-Havenith spielt mit stringentem Rhythmus und sehr vielen charakteristischen Klangfarben. Schumanns Doppelnatur und psychische Zerrissenheit sind in dieser Aufnahme besonders deutlich zu spüren. Eine Reise durch Licht und Schatten zwischen Überschwang und Depression.

Hier kommt Jimin Oh-Havenith mit dem ersten Satz aus Robert Schumanns Klaviersonate Nr. 1 in fis-moll…

Der erste Satz aus Robert Schumanns Klaviersonate fis-moll op. 11 in einer neuen Einspielung von Jimin Oh-Havenith. Die in Südkorea geborene Künstlerin ist eine tolle Pianistin, eine Musikerin mit viel Gespür und Erfahrung. Sie ist das genaue Gegenbild zu den zahlreichen „Klaviergirlies“, die vermarktet werden wie Heidi Klums next top model. Jimin Oh-Havenith hat das nicht nötig – sie überzeugt allein durch die Qualität ihrer Klavierkunst. Eine Pianistin abseits vom Mainstream und gerade deshalb besonders hörenswert!