Alexander Walther, onlinemerker.com, 28.07.2022
Eine interessante Werk-Kombination bietet die südkoreanische Pianistin Jimin Oh-Havenith mit einer Auswahl russischer Klaviermusik. [… ]. Den Anfang dieser akustisch recht weiträumigen CD macht Modest Mussorgskijs Zyklus „Bilder einer Ausstellung“. […] Und es gelingt Jimin Oh-Havenith in fulminanter Weise, einen großen dynamischen Bogen über dieses beeindruckende Klanggewölbe zu spannen. Goldschimmernde Kathedralen scheinen den Harmonien den letzten Schliff zu geben. Sehr filigran und leuchtkräftig spielt die Pianistin dann die Preludes op. 2/2 und op. 48/2 sowie die Etüden op. 42/4 und op. 42/5 von Alexander Skrjabin. Extreme Weitgriffigkeit, komplizierte Sprung- und Akkordtechnik sowie raffinierte Polymetrik wechseln sich hier ab. Vor allem die wechselnde dynamische Gestalt trifft Jimin Oh-Havenith immer wieder ausgezeichnet. Durchaus kraftvoll und robust kommen zum Abschluss die Preludes op. 23/2, 23/10, 32/10 und 32/13 von Sergej Rachmaninoff daher. Neben berauschender Klangfülle verblüffen immer wieder Akkordfolgen mit ihrer Nähe zu Quinten- und Quartenparallelen. […] Vor allem die bei Rachmaninoff zuweilen kritisierte schwache thematische Substanz tritt hier nie in den Hintergrund, sondern gewinnt aufgrund des transparenten Musizierstils immer mehr an Profil.