Jan Ritterstaedt, Schumann Journal, schumannjournal.net, 12/2024
„Die Reise geht weiter: nach ihrem ersten Schumann-Album »For Clara« (vgl. Schumann Journal 11, S. 129–141) hat die Pianistin Jimin Oh-Havenith nun zwei weitere CDs eingespielt. Das Motto diesmal: »inSANE« (eine Kombination aus verrückt und gesund) und »wild-mild«. […] Jimin Oh-Haveniths Spiel hat hier gleich etwas Zupackendes: die Pianistin schlägt einen ganz großen Bogen von der ersten bis zur letzten Note. Nie verzeichnet die Spannungskurve auch nur den Ansatz eines Abfalls. Selbst hinter der „sehr innig“ vorzutragenden einfachen Melodie im zweiten Satz knistert es nur so vor Spannung. […]
Diese große Geschlossenheit erreicht Pianistin Jimin Oh-Havenith auch durch die hohe Präzision ihres Anschlags. Kaum eine Nebennote, kaum eine Begleitfigur kommt bei ihr zu kurz. Wichtige Motive erscheinen deutlich in den unterschiedlichsten Lagen und Stimmen und für mich damit immer leicht heraushörbar. Dabei ist ihr Klavierklang nie zu kraftvoll oder gar aufdringlich: vielmehr lässt sich die Pianistin vom Ideal eines ausgewogenen, eher milden als markanten Sounds leiten. Sowohl rhythmische als auch dynamische Überspitzung vermeidet sie bewusst und lenkt so den Fokus auf den Kern der Musik Schumanns. Auch das ein wichtiger Baustein für ihr Konzept von der Einheit in der Vielfalt bei Schumanns Musik. […]
Was mich auch hier wieder an ihrem Spiel fasziniert ist die scheinbar unerschöpfliche Energie und Leidenschaft, mit der sie musiziert. Und sie hat sich auch hier wieder tief in das Seelenleben und Schumanns Welt mit allen ihren fiktiven wie realen Figuren hineingearbeitet, -gedacht und -gefühlt. Zwei intensive und fesselnde Schumann-Alben sind dabei herausgekommen, die ich nur wärmstens empfehlen kann. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Streich von Jimin Oh-Havenith in Sachen Robert Schumann!“ (Jan Ritterstaedt | schumannjournal.net| März 2025)