Schumanns Gedankenwelt komplett erfasst

Das Schöne an Schumanns Zyklen Carnaval und Davidsbündlertänze ist, dass sie die verschiedensten Interpretationsansätze vertragen und in vielen Varianten interessant sind. Das gilt auch für Jimin Oh-Haveniths Aufnahmen. Sie hat das Fantastische von Schumann vollkommen erfasst und differenziert den Carnaval ganz deliziös und mit liebevoll poetischem Blick auf das bunte Treiben. Dabei bleibt die Musik schön gesanglich. Das trifft auch auf die Davidsbündlertänze zu, in denen sie, dem Album-Titel gemäß, Wild und Mild gegenüberstellt, wobei das Wilde ohne Exzesse zum Ausdruck kommt und oft eher düster und geheimnisvoll gefärbt wird. Die Pianistin kennt das Werk offenbar bis in den letzten Winkel und trägt es mit stimmiger Technik und gutem Gespür für die romantische Ausdruckswelt vor, und es gelingt ihr, bei aller Fantasie und Diversifizierung, dass das Stück seinen roten Faden und seinen Zusammenhalt behält. Die Tonaufnahme ist klar, angenehm räumlich und stellt das Klavierspiel ins beste Licht. (Remy Franck | pizzicato| 4.10.2024)